Tagebuch einer wünschenden Mum – Teil 3

Mit dem Bescheid unserer Krankenkasse, dass der genehmigte Zeitraum von einem Jahr für die Kinderwunschbehandluch bald enden würde, entschieden wir uns genau ein Jahr nach unserer 1. ICSI die 2. anzugehen. Wieder war ich krank – diesmal etwas schlimmer mit Pfeifferischen Drüsenfieber… aber das sollte uns nicht aufhalten! Wir zogen es bis zur Punktion durch. Diese war diesmal völlig anders, als beim letzten Mal. Wir waren 9 Frauen, ich war die dritte, die in den OP musste. Die Einleitung der Vollnarkose war diesmal sehr viel sanfter und angenehmer. Allerdings war das Erwachen nicht sehr schön. Ich wachte wohl schreiend und schmerz verkrümmt auf – der Arzt hat bei der Punktion eine Ader getroffen und ich habe (Zitat Arzt) „den gesamten OP neu gestrichen“. Die Schmerzen waren unerträglich und ich musste Schmerzmittel nehmen (die leider so gar nicht geholfen haben). Gekrümmt und Schmerzerfüllt ging es dann nach Hause. Für uns war schnell klar, dass wir den Transfer verschieben würden. Den Transfer aus eingefrorenen befruchteten Eizellen müssten wir sowieso aus eigener Tasche bezahlen. Also ließen wir alle befruchteten Eizellen (es waren 8 an der Zahl) einfrieren und verschoben den Transfer auf den nächsten Zyklus.

Vorbereitung

Inzwischen ging es mir besser und wir starteten unseren ersten Kryotransfer. Zwischen den Zyklustagen 8 und 12 sind die Kontrolltermine. Der Arzt schaut sich die Entwicklung an und misst den Leitfollikel aus. Sobald dieser eine gewisse Größe erreicht hat, kann der Arzt die Planung des Zyklus genau terminieren. Bei uns wurde am Zyklustag 16 die Eisprungauslösende Spritze gesetzt. Am Zyklustag 19 wurden unsere Eizellen aufgetaut – genau 8 Stück, bei denen sich hoffentlich 2 gute Eizellen heraus entwickeln, die dann am 23. Zyklustag eingesetzt werden sollen. Wir wollten unserem Schicksal eine kleine Unterstützung geben, indem wir 2 Eizellen einsetzen lassen. Dieses Mal haben wir uns zur Unterstützung für eine Akkupunktur-Behandlung entschieden. Sie soll die Durchblutung in der Gebärmutter fördern und damit eine Einnistung begünstigen. Darüber hinaus soll die Behandlung auch die Stimmung etwas heben und für eine Leck-mich-am-Arsch-Stimmung sorgen. Um die Behandlung optimal zu gestalten wurde uns empfohlen, mehrere Behandlungen vor dem Transfer durchzuführen. Wir hatten eine Behandlung vor dem ET. Sie hat mir leider absolut nicht geholfen – ich spürte eine enorme depressive Last auf meinen Schultern, eine Art Weltschmerz, der mich zutiefst traurig machte. Das Einzige, was tatsächlich wie versprochen eingetroffen ist, ist die Erhöhung der Durchblutung in der Gebärmutter. Es war förmlich heiß im Unterleib, was wirklich sehr angenehm war. Die zweite und letzte Akkupunktur fanden am ET statt.

Der Transfer – 23. ZT

Spannung – Anspannung. Unsere Nerven lagen brach. Wir waren so mega aufgeregt. Vor allem nach der gesamten harten Arbeit, durch die wir bis hierher gekommen sind. Nun wird es endlich ernst. Ich bin ziemlich entspannt an die Sache ran gegangen – ganz anders mein Ehemann, dem man die Anspannung förmlich ansehen konnte. In der Kinderwunschklinik angekommen, bezog ich nach dem Bezahlen der Rechnung meine Liege. Mein Mann musste im Wartezimmer warten – ganz anders als bei unserem ersten Transfer, wo er mich in das „Mädchenzimmer“ begleiten konnte. Jetzt lag ich da, noch alleine, und wurde so langsam nervös. Nach und nach kamen weitere Frauen herein. Als alle vier Frauen ihre Liegen bezogen und sich entsprechend entkleidet hatten, stand eine unheimliche Ruhe im Raum. Die Damen waren größtenteils auf ihr Handy konzentriert, andere lasen ein Buch. Man konnte die Anspannung in der Luft spüren. Es dauerte eine halbe Stunde, eine ganze.. keine Regung an der Tür. Der kleine Raum wurde langsam stickig. Eine durchbrach das lange Schweigen und fragte, ob jemand wüsste, wie man das Fenster öffnen könnte. Ich musste auch langsam auf die Toilette. Leider war diese außerhalb des Raumes und so hätte ich halb nackt, nur mit einem Handtuch begleitet, in den Hausflur treten und auf die Toilette gehen und vorher noch jemanden finden, der uns die Luft im Raum verbessert. Nach kurzer Überwindung tat ich dem auch so. Zur Toilette musste ich durch den Aufwachraum der Punktionen, der bildlich bis oben hin voll war. Was die lange Wartezeit erklärte. Zurück im Wartezimmer haben wir uns rege über Gott und die Welt unterhalten und überbrückten so eine weitere Stunde Wartezeit. Bis endlich die erste aufgerufen wurde. Dann ging es ganz schnell und ich war dran. Der Transfer war etwas schmerzhaft, da der Arzt nicht durch den Muttermund kam. Aber nach ein paar – ich zitiere den Arzt – „Anklopfversuchen“ waren unsere Babys dann auch schon da, wo sie hingehören. Zurück im Wartezimmer sollte ich auf meine anschließende Akkupunktur warten. Während meiner Wartezeit haben sich die anderen drei Damen verabschiedet und zwei weitere wurden behandelt. Nach weiteren anderthalb Stunden bekam ich dann endlich die Nadeln gestochen. Ich war echt geladen wegen der langen Wartezeiten und konnte natürlich auch kaum entspannen. Die Nadeln haben auch ziemlich geschmerzt und keine der gewünschten Wirkungen erzielt – selbst die Durchblutung in der Gebärmutter war nicht zu spüren. Darüber hinaus waren zwei Nadeln nicht mehr in meiner Haut. Nach insgesamt 4 Stunden Transferbehandlung (letztes Jahr waren es knapp 45 Minuten) konnte ich dann endlich mit meinem Mann nach Hause fahren.

Die ewig andauernde Wartezeit

Am 28. Zyklustag wachte ich auf und es dauerte nicht lange, bis ich meinen Ängsten erlegen war. Mein gedanklicher Teufelskreis trieb mich noch in den Wahnsinn. So dauerte es auch nicht lange, dass ich ausgiebig und unerbittlich heulte. Nix half… Und dann, als ich gerade etwas auf der Couch gechillt habe, kamen sie, die typischen Regelschmerzen im Unterleib. Noch unterschwellig und leicht – für mich typisch. Und mir war extremst heiß. Laut Kalender sollte ich morgen meine Tage bekommen. Wir befürchten schlimmstes…

Die Regel kam allerdings noch nicht. Stattdessen bekam ich eine Blasenentzündung mit allem Drum und Dran. Nach zwei Tagen Schmerzen im Unterleib und beim Wasserlassen hatte ich dann das erste Mal am Abend Herzflattern. Mir war schwindlig, ich konnte mich kaum bewegen und an Schlafen war ganz und gar nicht zu denken. Natürlich bekam ich dadurch auch noch Panik. Drei Tage lang hatte ich diese Symptome. Am dritten Tag kam sogar der Notdienst vorbei, da die Symptome eine gewisse Grenze überschritten haben. Er konnte allerdings nichts signifikantes feststellen. In dieser Zeit bekam ich dann auch Blutungen. Allerdings noch nicht so stark, wie bei einer normalen Blutung. Ich war natürlich völlig am Ende bei dem ganzen Hoch und Runter in meinem Körper. Am vierten Tag ging es mir zwar schon besser, aber die Panik nahm nicht ab. Ich hatte solche Angst, dass ich ausgerechnet jetzt krank werde und wieder keine Chance auf mein kleines Glück im Bauch habe. Also ging ich zu meiner Hausärztin, die gleich alles checkte. Die ernüchternden Werte: sie konnte partout nichts krankhaftes feststellen. Die Blutungen hörten auch nach 3 Tagen wieder auf. Sie wurden aber auch nicht stärker. Über das folgende Wochenende kam noch ein extremer Schwindel hinzu. Ich konnte kaum gerade stehen oder lange stehen. Morgens war mir besonders schwummrig und auch leicht übel.

Wie wir uns absolut getäuscht haben

Mit einer Blasenentzündung und einer nicht richtig starken Regelblutung waren wir natürlich ziemlich verunsichert. An ET+14 war ich dann zum Bluttest in der Kinderwunschklinik. Ich wollte nicht daran glauben, schwanger zu sein. Einfach aus dem Grund, dass ich überhaupt nicht das Gefühl hatte und sogar davon überzeugt war, eine neue Krankheit auszubrüten. Mein Mann (und viele andere) war davon überzeugt, dass der Test positiv ausfallen wird. Der Anruf sollte noch am selben Tag oder am folgenden Vormittag erfolgen. Wie so üblich spannten sie uns besonders lang auf die Folter und riefen erst am Folgetag Vormittags an. Ich war so nervös und hatte so Angst, dass ich nicht rangehen konnte. Mein Mann musste das übernehmen… angespannt hörten wir zu. Bis die Ärztin am anderen Ende sagte: „Sie sind schwanger! Unzwar richtig eindeutig mit einem schönen hohen HCG-Wert!“. Sofort lagen wir uns weinend in den Armen. Niemals hätte ich das geglaubt! Vor allem nicht nach dem ganzen Auf und Ab und der besonders anstrengenden Behandlung.

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