Hippeln oder verrückt werden? Das große Warten..

Es ist eine spannende und zugleich nervige Zeit für Paare in ihrer Kinderwunschzeit. Für die einen ist eine aufregende Zeit, für die anderen ist diese Zeit Nervenzermürbend. Das liegt wohl besonders daran, wie lange man schon warten muss bzw. was man dafür schon alles machen musste. Wie ihr bereits in diesem Beitrag lesen konntet, haben wir schon eine längere anstrengende Kinderwunschzeit hinter uns. Jeder Zyklus ist anders verlaufen und hat unterschiedliche Empfindungen mit sich gebracht…

Als Frau hat man es da besonders schwer, da der Körper, vor allem durch die Hormonbehandlung, viele verschiedene Signale sendet je weiter der Zyklus voranschreitet. Nach dem Transfer achtet man einfach auf jedes kleinste Ziehen, Drücken oder andere Symptome, wie Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Jedes Signal kann positiv oder negativ zu deuten sein, aber leider auch keine Gewissheit geben kann. Nach dem anfänglichen Hippeln geht es exponentiell bergab. Man driftet ab in einen endlosen Teufelskreis der Vorfreude, der Schmerzen, Angst und Sorge. Mit fortschreiten der Zeit drehen sich alle verdammten Gedanken um das potentielle Baby oder die potentiellen Babys in dem Bauch. So viele Fragen, die man sich stellt. Leider kommen mit der Hormonbehandlung auch depressive Verstimmungen und Stimmungsschwankungen von unerklärliche Lachanfälle bis hin zu erklärliche Heulanfälle. Es ist eine der schwersten Zeit in der Kinderwunschbehandlung. Und leider wird man hier auch völlig allein gelassen. Während der Stimulation hat man mindestens einmal die Woche einen Termin bei seinem Arzt. Er fragt einen, wie es geht, wie es sich anfühlt und ob man gut drauf ist. Manchmal hilft es auch, wenn der Arzt sagt, dass es alles sehr gut aussieht. Aber nach dem Transfer wird man für ganze 14 Tage allein gelassen. Man muss selber mit seinen Symptomen und Emotionen klar kommen und sich selber stärken und motivieren. ….?

Was ich getan habe, um mir die Wartezeit zu erleichtern

Normalerweise wird man in der Hippelzeit krank geschrieben, aber nichts ist schlimmer als alleine – da der Mann ja nicht krank geschrieben wird – und mit all seinen unangenehmen Gedanken zu Hause zu sitzen und sich bei allem zu fragen, ob das jetzt gut oder schlecht war. Ich habe es bei meiner ersten Behandlung so gemacht, allerdings war das eine wirklich unerträgliche Zeit für mich. Noch nie waren zwei Wochen so unerträglich lang wie diese..

1. Arbeiten gehen

Deshalb habe ich bei meiner zweiten Behandlung nach 3 Tagen Krankschreibung auch wieder meine Arbeit aufgenommen. Auch wenn man automatisch langsamer und vorsichtiger arbeitet, ist das eine sehr gute Ablenkung zum Gedankenchaos. Vor allem wenn man sich mit seinen Kollegen sehr gut versteht und idealerweise sogar auch offen über alles reden kann, kann man so seinen Frust und seine Ängste von der Seele reden. Allerdings ist das schwierig, wenn man nicht gerne arbeitet oder sich mit den Kollegen nicht besonders versteht. In diesem Fall empfehle ich die 14 Tage Krankschreibung wahrzunehmen und sich besonders tollen Dingen zu widmen.

2. Geh einem Hobby nach

Hast du ein Hobby oder etwas, was du schon seit langem mal machen wolltest und nur vor dir herschiebst? Dann hast du jetzt 2 Wochen Zeit dem nachzugehen! In meiner ersten Behandlung habe ich mich künstlerisch betätigt. Ich habe ein sehr umfangreiches Hochzeitsgeschenk für meine beste Freundin gebastelt. Unter normalen Umständen hätte ich dafür bestimmt 6 Monate benötigt, aber so war ich nach fast 2 Wochen fertig mit diesem tollen Geschenk.

3. Schreibt eure Gedanken auf

Auch das habe ich während jeder Kinderwunschbehandlung durchgeführt. In einem täglichen Tagebuch kann man all seine Gedanken, Gefühle, Sorgen und Ängste, aber auch Freuden und positiven Gedanken aufschreiben. Das ist vor allem sinnvoll, da man von Außenstehenden nicht das Verständnis bekommt, was man sich wünschen würde. Die meisten Frauen ziehen sich in der Zeit nach dem Transfer automatisch zurück und haben auch gewisse Hemmungen, mit ihrem Partner über alles zu reden, was in einem vorgeht. Das Tagebuch ist allein nur für euch. Es hilft ungemein, auch wenn es ohne Gesprächspartner abläuft.

4. Macht euch auf Reisen

Uns hat man von Anfang gesagt, dass man meistens schwanger wird, wenn man Urlaub hat und aus dem normalen Alltag ausbricht. Wir hatten es auch für unseren letzten Kryotransfer geplant. Wir wollten auf der Insel Rügen dem Alltag entfliehen und entspannen. Leider mussten wir den Urlaub aber auf Grund der Coronavirus-Pandemie absagen. Aber wir sind davon überzeugt, dass die Ruhe und Entspannung in einer anderen Umgebung sehr hilfreich sein könnte. Natürlich muss man auch hier beachten, dass man telefonisch erreichbar ist bzw. das man die Klinik im Notfall erreichen kann und das die Reise leicht und ohne große Anstrengungen zu machen ist. Flüge sollten auch nicht allzu lang sein.

5. Umgebt euch mit positiven Menschen

Gute Freunde, verständnisvolle Eltern/Geschwister oder andere Pärchen, die ebenfalls eine Kinderwunschbehandlung durchmachen mussten oder müssen, können einem viel Last von den Schultern nehmen. Wenn man auf Verständnis trifft und Hoffnung zugesprochen bekommt, stärkt einem das ungemein und man geht an die ewige Wartezeit mit einem anderen Gefühl ran.

Alles in Allem liegt es an dir, wie du die Hippelzeit überstehst. Hauptsache du gehst die Zeit entspannt an und versucht der Natur zu vertrauen. Ich weiß aus guter Erfahrung, dass das besonders schwer fällt, aber auch du wirst bald ein Baby in dir tragen! Da bin ich mir sicher. Manch ein Kind muss sich halt doch etwas häufiger bitten lassen, bis es endlich kommt. Ich drücke alle meine Daumen und hoffe das Beste für dich und deine Hippelzeit!

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