Der Kampf um´s Stillen

Aus eigener Erfahrung und von vielen Erzählungen anderer frischgebackenen Muttis kann und muss ich sagen, dass man bereits im Krankenhaus direkt nach der Geburt so stark unter Druck gesetzt wird, dass man unweigerlich schon in den ersten Stunden mit Baby an Pre-Nahrung denken muss und sich und seinen Körper (und seine Fähigkeit zu Stillen) in Zweifel zieht. Kinderkrankenschwestern, Hebammen und Ärzte sagen einem alle unterschiedliche Dinge rund um´s Stillen und fummeln an den Brüsten rum, als wären es Kuh-Euter. Als unerfahrene Mami wird man schnell verunsichert, was nun der wahre Weg ist und auf welche Meinung man nun hören sollte.

Auch ich durfte mich ordentlich verunsichern lassen. Schon im Kreißsaal nach der Geburt wurde mir geraten, das Baby anzulegen und ihr die Brustwarze in den Mund zu stecken, was ja auch der normale Weg sein sollte, da die Kleine aber zu müde war und ich noch zu schwach, wurde meine Brustwarze ungefragt gegriffen und in ihren Mund gestopft. Sie würgte und biss unsanft auf meine Brustwarze. Alles nochmal von vorne – Mund auf, Brustwarze rein und dann würgen, schreien und kurzes Saugen. Das sollte reichen laut Hebamme.

Auf meinem Zimmer auf Station ging es dann weiter – nur hier waren die Kinderkrankenschwestern am Werk. Jede hat ihr eigenes Bild vom optimalen Stillen. Die Eine sagt, alle 3 Stunden stillen – egal ob Baby wach ist oder zwischendurch schreit. Die Nächste sagt, dass man nur nach Bedarf stillen soll. Und wieder eine Andere behauptet etwas von alle 4 Stunden stillen. Dann geht es an die Umsetzung. Mit Pumpe, Stillhütchen oder immer fleißig die Brustwarze anbieten? Ich wurde recht schnell zum Abpumpen gezwungen, da die Kleine angeblich zu Trinkschwach war und ihr Gewicht zu sehr abgenommen hat. Es kamen Vorurteile und Verunsicherungen, wie zum Beispiel „Sie müssen der Kleinen die Brust öfters anbieten!“ – „Wieso haben sie nicht abgepumpt?“ – „Sie müssen zufüttern, sonst wird ihr Baby auf die Neo verschoben!“ – „Sie können nur noch mit einem Stillhütchen stillen“. Mit dem Milcheinschuss wird man natürlich emotional empfänglich für solche Sätze und macht sich schnell selber Vorwürfe, die schnell im hoffnungslosen Heulen enden. Und da Corona war und Besuchsverbot bestand, konnte mich natürlich keine emotional stützen, der mir nahe genug stand. So war ich mit meinen Emotionen und Verunsicherungen alleine und musste zusehen, wie ich klarkomme. Mein Milcheinschuss kam am 2. Tag nach der Geburt – bei vielen kann es aber auch noch bis zum 4. oder 6. Tag dauern, was eigentlich nach einem Kaiserschnitt auch völlig normal ist. Manche. Er kam viel zu früh, weil ich quasi nonstop abgepumpt und angelegt hab. Wie ich mich dabei gefühlt habe, muss ich kaum noch beschreiben. Meine Brustwarzen sahen auch alles andere als gut aus.

Als ich dann nach Hause gehen durfte, war ich enorm verunsichert und hatte Angst – Angst zu Versagen, dem Baby nicht gerecht zu werden und das ich es nicht schaffe. Dank der Mitarbeiter im Krankenhaus ging ich als absolutes Wrack nach Hause. Unfähig für mich und mein Baby zu sorgen. Dabei waren rückblickend die Sorgen und Ängste, die ich hatte, absolut unsinnig. Meine Tochter hat sich prächtig entwickelt, weder Gewicht verloren noch zu wenig zugenommen. Auch das Stillhütchen war nicht notwendig. Wir haben nach 4 Wochen alles von ganz alleine hinbekommen. Das ging aber nur, weil ich irgendwann aufgehört habe, auf das zu hören oder das zu machen, was mir gesagt wurde. Ich hörte auf meinen Instinkt, meine Mama in mir. Und das lief sehr viel besser!

Frischgebackene Mamas werden von allen Seiten von Anfang an verunsichert. Egal, ob es das Krankenhauspersonal ist oder Familie oder Freunde.. es wird immer andere Meinungen geben, egal zu welchen Thema. Wichtig ist, dass man sich und seinen Vorstellungen treu bleibt und sich auf seinen Instinkt verlässt. Und nur im äußersten Notfall auf andere hört oder sich Rat bei anderen einholt. Denn so fährt man einfach am besten – oder so bin ich am besten gefahren.

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