Tagebuch einer wünschenden Mum – Teil 2

Unsere erste ICSI stand also auf dem Plan.

Wir gingen sehr optimistisch an diese Sache heran, obgleich wir wussten, dass unsere Chancen auch hier „nur“ bei 32% lagen, mit einem positiven Test die Behandlung zu verlassen. Es war uns aber klar, dass wir unserem Schicksal nur etwas auf die Sprünge helfen sollten und dies nicht viel Aufwand bedarf.

Die größte Hürde war für mich, das tägliche selbstständige Spritzen in den Bauch. Ich mag keine Spritzen, selbst, wenn sie mir ein Fremder injiziert. Aber für unser kleines Wunder würde ich stark sein und es über mich ergehen lassen. Sie mir selbst zu injizieren käme allerdings ganz und gar nicht in Frage – also musste mein Mann ran. Und er war anfangs auch sehr unsicher und teilweise zu vorsichtig beim Spritzen. Entsprechend tat es auch immer weh. Ängstlich starrte ich jedes Mal auf die Uhr, wenn die Zeit für die nächste Spritze langsam näher rückte. Leider war nach jeder Spritze auch vor der nächsten Spritze, aber es war vorerst für ein paar Stunden Ruhe. Darüber hinaus war ich auch noch krank – verschleppte Nasennebenhöhlenentzündung, dessen Behandlung mit Antibiotika mir noch zusätzlich viel Energie und Kraft raubte. Die gesamte Behandlung hing am seidenen Faden. Es waren zwei recht schwere Wochen, aber die Zeit schweißte uns als Paar nur noch stärker zusammen.

Und dann kam die letzte Injektion und damit stand dann auch die Punktion vor der Tür (diese Spritze übernahm übrigens meine Schwiegermutter, da sie ausgebildete Krankenschwester ist und es tat überhaupt nicht weh!). Mit der Punktion folge dann auch meine erste Vollnarkose in meinem Leben. Ich war nervös… wir waren 3 Damen, die an diesem Tag dran waren – ich war die erste. Einerseits war ich froh, dass ich es damit schnell hinter mir hatte, andererseits wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Lange haben wir warten müssen bis es dann endlich los ging. Die Stimmung im OP war entspannt und sogar recht witzig. Der Anästhesist erklärte mir jeden Schritt, den er tätigt. „Sie werden jetzt gleich schweben“ sagte er zu mir, als er die Narkose spritze. Ich schwebte allerdings nicht, ich starb einen langsamen Herztod, der mir die Luft zum Atmen nahm. Es war ziemlich unangenehm, aber kaum war ich weg, wachte ich auch schon in meinem Bett auf. Es verlief alles prima und sie konnten ganze 16 Eizellen entnehmen. Ich war sehr happy, fühlte mich allerdings noch ganz schön gerädert. Also nach Hause auf die Couch, ausruhen und entspannen. Mein Mann hat sich in dieser Zeit rührend um mich gekümmert. Die Schmerzen waren auch auszuhalten.

Von den 16 entnommenen Eizellen konnten ganze 11 erfolgreich befruchtet werden. 6 davon wurden gleich eingefroren und die restlichen 5 wurden weiter kultiviert. 3 Tagen später sollte dann der Transfer stattfinden – da bekommen wir unser kleines Krümelchen. Wir haben uns für eine befruchtete Eizelle entschieden – der Arzt hat es uns empfohlen, da der Transfer von mehreren Eizellen höchstwahrscheinlich zu einer Mehrlingsschwangerschaft führen kann und diese mit Komplikationen verbunden sein können. Zumindest für die 1. Kinderwunschbehandlung sind wir dieser Empfehlung gefolgt – obwohl ich nichts gegen 3 befruchtete Eizellen gehabt hätte und ich auch mit einer Mehrlingsschwangerschaft zufrieden gewesen wäre. Der Transfer verlief schnell und schmerzfrei – mein Mann durfte dabei sein. Es war für mich etwas ungewohnt danach aufzustehen und normale Bewegungen zu tätigen – als ob das Ei jederzeit hinausfallen könnte.

Ab hier hieß es 2 Wochen warten, bis wir zum Bluttest kommen sollten. Leider stellte sich schon 7 Tage nach dem Transfer meine Periode ein und wir waren keiner guten Dinge. Beim Bluttest habe ich heulen müssen. Zum einen, weil ich es die Gewissheit hatte und es einfach nicht hören wollte und zum anderen, weil eine von den 3 Damen von der Punktion da war, die ganz euphorisch berichtet hat, wie sie einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt (es war ihre zweite ICSI – die erste hatte ihr vor 8 Jahren erfolgreich einen Sohn geschenkt…). Ich gönnte es ihr einfach nicht – ich war wütend, sauer und zugleich todunglücklich und traurig. Ich schäme mich auch nicht für diese Gefühle… (sorry).

Mit dem Anruf aus der Kinderwunsch-Klinik mit der negativen Gewissheit im Schlepptau ging für uns erstmal ein Traum flöten. Wir waren sehr unglücklich und ziemlich kaputt. Nicht nur für mich war die Prozedur anstrengend, auch mein Mann litt unter der ganzen Behandlung. Also gönnten wir uns einen schönen erholsamen Urlaub und schmiedeten Pläne für unsere Zukunft. Mein Mann suchte sich einen neuen Job mit Zukunft und Perspektive und wir zogen aus unserer (für uns) trostlosen Stadt in eine neue, lebendigere Stadt und in eine größere Wohnung, die mehr Platz für unser(e) Kind(er) bot.

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